Gedanken zu Franz

"Schau Marcus, 
so hat der liebe Gott 
sich die Welt vorgestellt"!

Es war der 09. Juli 2006 nachmittags im ersten Stock des Hotel Adlon in Berlin, als Franz Beckenbauer und ich gemeinsam auf das Brandenburger Tor und die Straße des 17. Juni schauten. Wir blickten auf hunderttausende von Menschen aller Herkunftsländer, Hautfarben und Religionen, die friedlich die WM 2006 feierten und auf das Public Viewing des WM Finales am selben Abend warteten, als der Kaiser diesen Satz zu mir sagte. Lange bevor Diversity und Rassengleichheit gesellschaftlich glücklicherweise immer wichtiger wurden, war ihm das das Allerwichtigste, eben „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Ist das DER Moment, den ich mit ihm erleben durfte? Nein, dafür gab es an hunderten von gemeinsamen Tagen und in tausenden von gemeinsamen Stunden zu viele besondere Momente. Ich glaube aber, es war der Moment, in dem er am stolzesten auf sein Schaffen und das seines Teams war. Trotz seiner unzähligen sportlichen Erfolge gingen ihm Menschlichkeit und respektvolles Miteinander über alles und in diesem Moment fühlte er, diese Werte durch die WM in Deutschland erreicht zu haben.

Umso mehr haben ihn später die zahllosen Vorwürfe getroffen, für die bis heute jegliche Beweise fehlen. „Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden“ ist in einem Land, in dem die Unschuldsvermutung gelten sollte, alles, was nach über 8 Jahren an Vorwürfen übrig geblieben ist. Irgendwann wäre es sicher mal gut gewesen. Hat ihn all das krank gemacht? Ich glaube nicht, aber es hat ihm im Kampf gegen die Krankheit sehr viel Kraft genommen. Es ist bezeichnend, aber auch nicht verwunderlich, dass viele von denen, die auf seine Kosten skrupellos versucht haben, sich selbst zu retten, ihre Positionen zu verbessern oder ihre Auflagen und Reichweiten zu steigern, sich jetzt wie die Fähnchen im Wind drehen und populistisch auf den Zug des Zuspruchs aufspringen wollen. Und dann sind da noch die, die auch nach seinem Ableben immer noch versuchen, ihre falschen Vorwürfe zu rechtfertigen. Ich habe und werde nichts von alldem vergessen und will jetzt trotzdem verzeihen. Wieso? Weil wir Franz loslassen sollten! Dem größten deutschen Fußballer und einer der größten Persönlichkeiten überhaupt gebührt es, in Frieden ruhen zu dürfen!

Franz Beckenbauer hat seit 1982 mit seiner Stiftung über 30 Millionen Euro für behinderte und unverschuldet in Not geratene Menschen gesammelt und verteilt. Die meisten dieser Einnahmen stammen von Gagen, die ihm persönlich zugestanden wären. Seine Frau Heidi kümmert sich seit Jahren mit großem Engagement darum, die Franz Beckenbauer Stiftung weiterzuführen. Dafür gebührt ihr große Anerkennung. Zudem ist es ihr und der Familie zu verdanken, dass Franz in seinen letzten, schweren Monaten den Schutz und die Fürsorge bekommen hat, die er verdient hatte!

Überwältigt hat mich in den letzten, ansonsten sehr traurigen Tagen der große Zuspruch der Menschen aus Deutschland und aus aller Welt, gekrönt von dem Engagement des FC Bayern München. Die Mitarbeiter rund um CEO Jan Dressen leisten gerade Herausragendes. Die Aktionen im Rahmen des Spiels am vergangenen Freitag gegen Hoffenheim waren von großer Verbundenheit und Dankbarkeit geprägt. Ein sehr würdiger Ehrentag für Franz, der sich sicher über den 3:0 Sieg im Himmel gefreut hat! Die am nächsten Freitag stattfindende Gedenkfeier hat es so in Deutschland noch nicht gegeben und ist für alle Beteiligten ein Mammutprojekt. Viele FCB-Mitarbeiter arbeiten seit Tagen bis tief in die Nacht und auch an diesem Wochenende, um die Umsetzung zu ermöglichen. Das alles in einer Phase, in der der FC Bayern innerhalb von 12 Tagen auch noch 3 Bundesliga-Heimspiele zu organisieren hat. Hut ab vor allen Beteiligten, deren Einsatz zeigt, wie beliebt der Kaiser an der Säbener Straße war und wie sehr der FC Bayern und er auf ewig zusammen gehören! Gute Freunde kann niemand trennen! Danke!

Ich weiß nicht, wie viele Tränen ich in den letzten Tagen geweint habe, auch während des Schreibens dieses Textes. Ich habe meinen Mentor, meinen Partner und meinen Freund verloren, aber ich bin sicher, wir sehen uns eines Tages wieder. Ruhe in Frieden Franz, Du fehlst mir so sehr!

 

In tiefster Trauer, Dankbarkeit und Verbundenheit,

Dein Marcus

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